Zwischenbilanz zur Bye Week: Höhen und Tiefen in der zweiten ELF-Saison

Die zweite Saison der Munich Ravens ist im vollen Gange, fünf Spiele sind absolviert. Nun hat das Team ihre erste Bye Week – Zeit, für ein Zwischenfazit.

Ambitionen und Zielsetzung waren zu Saisonbeginn klar: Auf den soliden Liga-Start in 2023 aufbauen und dieses Jahr die Playoffs angreifen. Viele neue Gesichter sollten das Team stärken. Doch nach Woche fünf zeigt sich, dass die Munich Ravens spielerisch nicht dort stehen, wo sie es sich erhofft haben. Auch wenn die Münchner durchaus ihre Qualität bei den Spielen gegen Mailand, Prag und Tirol unter Beweis stellten, so schmerzen vor allem die beiden Niederlagen gegen Conference-Gegner und Championship-Favorit Stuttgart Surge in Woche 1 und Woche 5.

Die negative Bilanz von 2:3 ist daher auch der Grund, warum in dieser Bye Week die Ravens einige Roster-Veränderungen vorgenommen haben. Mit dem amerikanischen DB Joshua Flowers wurde der Vertrag aufgehoben. Weiterhin trennt sich die Franchise in gegenseitigem Einvernehmen von Defensive Lineman Dominic Siegel und Defensive Lineman Raphael Zistler.

Angstgegner in dieser Saison heißt Stuttgart. Das eingespielte Team, das in der vergangenen Saison als Vize-Champion die Saison beendete, knüpft genau dort wieder an. In Woche 1 ließen sie den Münchnern keine Chance. 27:5 stand am Ende auf dem Scoreboard, die Münchner erzielten nur einen Safety und ein Field Goal. Und auch am vergangenen Spieltag in Nürnberg, als es wieder gegen die Schwaben ging, waren die Schwaben das bessere Team. Die Offensive der Munich Ravens fand erst in der zweiten Halbzeit in die gegnerische Redzone, die Defensive konnte die geballte Power der Stuttgarter nicht stoppen. Zu oft standen die Receiver frei und konnten wichtige 1st Downs erzielen. Auch beim Stuttgarter Run-Game reagierte die Defensive meist nicht konsequent genug. Bester Spieler des Spiels seitens der Münchner war Neuzugang Malik Stanley. Der amerikanische Wide Receiver wurde für Jon Cole nachverpflichtet, der verletzt bis auf Weiteres ausfällt.

Mit Suttgart zusammen sind die Tirol Raiders die stärksten Gegner in der Central Conference. 5:1 ist die Bilanz der Österreicher. In Woche 4 ging es für die Münchner nach Innsbruck und wie bereits in der vergangenen Saison endete das Spiel in einem wahren Football-Krimi, bei dem die Ravens wie letztes Jahr den Kürzeren zogen mussten. Auch wenn es am Ende mit einem Punkt Unterschied nicht zum wichtigen Sieg reichte (24:25), zeigte das Team über vier Viertel hinweg eine sehr starke Leistung. Immer wieder rissen sie die Führung an sich, hatten auf die Offensive der Raiders stets die richtigen Antworten parat.

Ein wahres Offensivspektakel zeigten die Münchner gegen Mailand und Prag. Bei beiden Spielen ließen sie jeweils nur 7 Punkte zu, erzielten gegen Mailand 47 Punkte, gegen Prag sogar 51. Gegen Prag war die Offensive makellos: 441 Total Yards, 4 Passing Touchdowns, 3 Rushing Touchdowns. Fast jeder Drive endete am Scoreboard, das Punt-Team musste nur einmal aufs Feld. Und auch die Defense bildete eine unüberwindbare Wand. 6 Sacks, 7 Tackles for Loss, 4 Breakups.

Fehlende Konstanz und Durchsetzungskraft, insbesondere gegen starke Gegner, machen es den Münchner bisher allerdings schwer. „Wir dürfen uns nicht selbst schlagen,“ resümierte Head Coach Kendral Ellison in Woche 1 nach dem Spiel gegen Stuttgart. „Wir müssen unsere Identität finden, wir müssen auf den Boden der Tatsachen zurückkehren und verstehen, dass wir eine Menge Arbeit reinstecken müssen, um das Team zu werden, das wir sein wollen.“ Auch fünf Wochen später scheint das Team diese Identität noch nicht vollständig gefunden zu haben.

Die Bye Week kommt daher zum richtigen Zeitpunkt: Es ist dringend notwendig, dass das Team Zeit bekommt, an seiner Leistung zu arbeiten und Kraft für das Restprogramm zu tanken. Dieses sieht zunächst machbar aus: Mit Barcelona (Bilanz 2:4), den schweizerischen Helevetic (0:4), Mailand (3:3) und Prag (0:5) warten allesamt Gegner, die sich in dieser Saison bisher schwer tun. Doch eine „G’mahde Wiesn“, wie man in Bayern so schön sagt, wird das nicht. Mailand und Prag haben bereits einmal gegen die Münchner gespielt, sie wissen nun, was sie erwartet. Wenn man noch eine Chance auf die Playoffs wahren will, sind Siege in den kommenden Spielen ein Muss, der Druck ist also entsprechend hoch.

Die notwendige Unterstützung für die Munich Ravens ist auf jeden Fall vorhanden: Zum ersten Heimspiel gegen Prag kamen rund 4.000 Zuschauer, zum Heimspiel in Nürnberg vergangenes Wochenende sogar über 10.000. Das nächste Heimspiel findet dann am 21. Juli gegen die Helvetic Mercenaries statt. Tickets gibt es hier.

Foto: Henning von Holdt