Blickt man auf die ersten 30 Minuten dieses Spiels, wirkte es fast so, als hätten sich die Münchner den Frust des letzten Wochenendes von der Seele gespielt. Verlor man am vergangenen Sonntag noch 60:23 gegen Championship-Favorit Rhein Fire, musste heute auch ein Sieg gegen die Milano Seamen her, um weiterhin die – wenn auch geringe – Chance auf die Playoffs zu wahren. Mit einem Spielstand von 6:23 ging es in die Pause – In der zweiten Halbzeit wurde es dann zeitweise nochmal eng, aber die Münchner behielten die Nerven und siegten am Ende klar mit 29:50 (0:7; 6:16; 9:0; 14:27).
QB Chad Jeffries erzielte heute mit 440 Yards wieder Top-Werte, WR Markell Castle kam auf 186 Yards und einen Touchdown. CB Junior Nkembi fing eine Interception und erzielte einen Touchdown durch einen recoverten Ball nach einem geblockten Kick. Die RBs Justin Rodney (201 Yards/ 2 Touchdowns) und Tomiwa Oyewo (130 Yards/ 3 Touchdowns) zeigten ebenfalls ein starkes Spiel.
Pünktlich zu Spielbeginn hatte sich das Wetter über dem Velodromo Maspes-Vigorelli-Stadion in Mailand nach heftigem Unwetter wieder beruhigt. Der Start der Münchner Offensive war zunächst holprig. Gleich im ersten Drive erzielten die Seamen einen Turnover. Doch die Freude der Gastgeber hielt nur kurz an: CB Junior Nkembi machte direkt beim ersten Pass von QB Luke Zahradka den Fehler mit einer Interception wieder gut. Die Münchner Offensive arbeitete sich dann schnell in die Redzone an die 4 Yard-Linie vor. RB Tomiwa Oyewo lief den kurzen Weg durch die Mitte zum Touchdown. K Rob Werner traf zum Extrapunkt – nach 8 gespielten Minuten führten die Münchner damit 0:7.
QB Luke Zahradka schien seine frühe Interception nicht zu verunsichern. Doch wirkliche Durchschlagskraft zeigten die Gastgeber nicht. Bei einem 4th & Goal entschieden sich die Seamen dafür, ihre Offensive auf dem Platz zu lassen – doch die Defensive der Münchner setzte QB Luke Zahradka so unter Druck, dass dessen Pass niemand in der Endzone fand. Die Münchner hielten sich damit auch nach einem langen Drive der Seamen in Führung. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die Teams schon im zweiten Viertel.
Im nächsten Drive der Münchner glänzte vor allem einer: RB Justin Rodney. Er erzielte zunächst wichtigen Raumgewinn aus der tiefen Redzone heraus, womit QB Chad Jeffries wieder mehr Platz für seine Pässe hatte. Mit einem Pass über 40 Yards auf WR Markell Castle waren die Münchner damit schnell wieder an der Redzone der Mailänder. RB Justin Rodney holte abermals wichtigen Raumgewinn an die 8 Yard-Linie. Seinen Einsatz belohnte er dann selbst mit einem Touchdown-Lauf. Die Ravens erhöhten damit den Spielstand auf 0:14 in der Mitte des zweiten Viertels.
Im Anschluss fumbelte WR Lorenzo Bassi den Ball an der eigenen 30 Yard-Linie, die Münchner Defensive recoverte und QB Chad Jeffries durfte mit seiner Offensive direkt wieder aufs Spielfeld und fand sich schnell wieder in der Redzone der Seamen. Auf der rechten Seite stand TE Marlon Malki völlig frei und musste die wenigen Yards nur noch in die Endzone laufen. Mit dem dritten guten Extrapunkt von K Rob Werner an diesem Abend stand es damit 0:21 für die Ravens.
Die Munich Ravens waren zu diesem Zeitpunkt das dominante Team. QB Luke Zharadka hatte gerade einmal 51 Yards an den Mann gebracht. Noch zwei Minuten in der ersten Halbzeit auf der Uhr hatten die Mailänder nochmal die Chance zum Punkten. Mit einem Pass auf den links an der Endzone stehenden WR Lorenzo Bassi erzielten die Mailänder dann ihre allerersten Punkte im Spiel. Doch die erste Häflte endete genauso kurios wie sie begann und wieder spielte CB Junior Nkembi eine Rolle. Der Kick für den Extrapunkt wurde geblockt, Nkembi fing diesen und hatte freie Fahrt in die Endzone. Damit erzielten die Ravens zwei Punkte on top zum Halbzeitstand 23:6.
In der zweiten Hälfte fand QB Luke Zharadka seinen WR weit in der Hälfte der Münchner. Doch die Defensive hielt stand und damit blieb den Seamen nur die Möglichkeit zum Field Goal – K Giorgio Tavecchio vollendete damit zum neuen Spielstand 9:23. Die Münchner konnten darauf keine direkte Antwort finden, im Gegenteil: QB Chad Jeffries Pass in die Endzone wurde von CB Andrea Fantin intercepted. Die Münchner Defensive tat sich zunehmend schwer, die nun besser funktionierende Mailänder Offensive im Griff zu halten. Das Momentum lag zum ersten Mal in diesem Spiel bei den Gastgebern. Es war wenig verwunderlich, dass die Seamen ihren Drive auch erfolgreich mit einem Touchdown durch RB Ali Khalife zu Ende brachten. Drei Minuten vor Ende des dritten Viertels stand es somit 15:23.
Der Vorsprung der Münchner schrumpfte und die Offensive wirkte zunehmend nervös. Auch im nächsten Drive kamen die Münchner nicht in die Redzone der Mailänder. Die Seamen Offensive spielte wie ausgewechselt: WR Andrea Serra holte den nächsten Touchdown zum neuen Spielstand 21:23 – die erhoffte Two Point Conversion blieb erfolglos. Es waren noch 12 Minuten zu spielen und das Spiel war völlig offen. Eine Antwort der Münchner musste nun her.
Und die kam mit Ansage: QB Chad Jeffries fand seine liebste Anspielstation WR Markell Castle über 80 Yards, der den Ball in die Endzone trug. Mit einem recoverten Fumble unterband die Defensive einen weiteren Angriff der Mailänder und gab QB Chad Jeffries damit die Möglichkeit, die Führung weiter auszubauen. Und das taten sie mit RB Tomiwa Oyewo, der die Lücke in der Defensive fand und über die Hälfte des Feldes in die Endzone rannte. Es waren noch 6 Minuten zu spielen und die Münchner führten 21:36.
Dreieinhalb Minuten vor dem Ende kamen die Mailänder zwar nochmal wenige Yards an die Endzone, aber ein recoverter Fumble von DE Johannes Zirngibl verhinderte die Chance auf Punkte. Und die Münchner Offensive zog ein weiteres Big Play: RB Justin Rodney lief mehr als 50 Yards in die Endzone zum Spielstand 21:43. Auch der späte Touchdown von Seamen OT Matteo Mozzanica und die erfolgreiche Two-Point Conversion konnte den Sieg der Ravens nicht mehr in Gefahr bringen – vor allem weil RB Tomiwa Oyewo in der letzten Minute nochmal einen Touchdown zum Endstand 29:50 erzielte.
Der Sieg war auch mental wichtig für das Team: Die Ravens zeigten, dass sie die hohe und ärgerliche Niederlage gegen Rhein Fire gut abschütteln können. Nun geht es im letzten Heimspiel am 03.09.2023 gegen Barcelona (Tickets gibt es hier) darum, den letzten Sieg in dieser regulären Saison einzufahren. Dann sind die Playoffs noch erreichbar – wenn auch mit etwas Schützenhilfe.
Foto: Luciano Bisi